Geschichte

Vor fast 200 Jahren zogen Zigeuner durch East Anglia und wurden von kleinen, roten, kippohrigen Terriern begleitet. Wildererhunde, denen man nachsagte, sie seien die härtesten Terrier, die man sich vorstellen könnte.

East Anglia ist ein Getreideland. Ratten, Kaninchen und Mäuse stellten für die Bauern ein großes Problem dar, wenn sie nicht wirksam bekämpft wurden. Kleine, wendige, terrierähnliche rotbraune Hunde sah man daher recht häufig auf den Höfen und sie mussten dafür sorgen, dass die Nager kurz gehalten wurden. Es gab sogar berufsmäßige „Rattenfänger“, die mit rund einem Dutzend solcher Terrier auf besonders schlimm betroffene Höfe kamen, ihre Hunde dort etwa eine Woche auf Raubzeugfang schickten und dann zum nächsten Hof weiterzogen.

Als Raubzeugfänger verschafften sich diese Hunde einen großen Ruf; so wird beschrieben wie einer von ihnen an einem Tag während des Dreschens 80 Ratten tötete. Interessanterweise soll es um die gleiche Zeit in East Anglia auch Heeler, das sind Hütehunde, gegeben haben, die als einzige ihrer Art relativ klein, rot und rauhaarig waren. Leider sind sie ausgestorben. Es scheint fast, als bestünde eine Beziehung zwischen der Landschaft von East Anglia, der roten Farbe und dem rauen Haar.

Um 1870 ärgerte sich der Master von Ballybrick in Irland, dass ihm so viele Füchse entkamen, weil seine Hunde zu groß waren, um ihnen in die Baue zu folgen. Er begann aus seinen Irish Terriern eine Linie besonders kleiner Hunde herauszuzüchten und soll nach zahlreichen Generationen einen Terrier von 10 Inches(25cm) Schulterhöhe gehabt haben. Jedoch erst nach seinem Tode gelangten einige dieser Hunde nach England in die Gegend von Cambridge und Norfolk. Diese „irish mites“, wie sie genannt wurden und die Hunde der Zigeuner mögen der Ursprung des Norfolkterriers gewesen sein.

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts tauchten sie vermehr in Cambridge auf, wo sie in der Trumpington Street nahe den großen College`s von einem Hundehändler verkauft wurden. Besonders bei den Studenten waren diese Terrier sehr beliebt, die sie zu sportlichen Wettkämpfen im Rattenbeißen einsetzten. Besonderes Interesse zeigten auch die Pferdehändler aus dem naheliegenden Newmarket, einem der größten und bedeutendsten Vollblutzuchtgebiete der Welt.

Ausgehend von Cambridge und Umgebung bemühten sich verschiedene Personen um die Weiterentwicklung dieser kleinen, roten Terrier, fast alle waren sie „Pferdeleute“ oder Jäger. Sie arbeiteten gezielt darauf hin, einen bestimmten Typ, den sie sich als Ziel gesetzt hatten zu schaffen.

Bis zum heutigen Norwich- und Norfolk- Terrier war es jedoch noch ein weiter Weg. Die Ohrhaltung war von geringer Bedeutung für die frühen Züchter dieser kleinen, roten Hunde.Temperament und Mut waren ausschlaggebend. Häufig wurden die Ohren sogar kupiert.Gewiss war es nicht im Sinne der Frühen Züchter, zwei Rassen zu schaffen, doch mit dem Ohrkupierverbot (1889) kam es zwangsläufig dazu, dass man die Stehohrigen von den Kippohrigen unterscheiden musste. Beide Typen hatten ihre Anhänger, da dass man sich nicht auf eine Ohrhaltung einigen konnte. Als es 1932 durch den Kennel Club zur Anerkennung des Norwich-Terriers kam, durften die Hunde laut Standard Steh- oder Kippohren haben.

Alle Versuche beim Kennel Club einen Zusatz zu „Kippohr“ und „Stehohr“ bei der Eintragung der Hunde zu erwirken, waren vergeblich. Es war ein harten Kampf, ehe nach vielen Jahren 1964 der Kennel Club einwilligte und die Kippohrigen einen neuen Namen erhielten: “Norfolk-Terrier“. Beide Rassen haben nach Ansicht britischer Züchter von dieser Trennung profitiert.

Es liegt mehr zwischen den beiden Rassen als eine unterschiedliche Ohrhaltung. Norwiches sind insgesamt tiefer, kürzer und kompakter gebaut. Der Norfolk ist eine Spur länger im Rücken und leichter im Knochen, dem „working Terrier“ noch näherstehend.

Beim Norfolk ist das tiefrote Haarkleid häufiger anzutreffen, dafür sieht man unter den Norwiches wesentlich mehr „black and tan“, „grizzle“ oder „wheaten“. Aber die Hauptunterschiede liegen im Wesen der beiden Rassen.

Während der Norwich ein fast überschäumendes Temperament besitzt, ist der Norfolk eher gleichmütig und unerschütterlich. Er ist ruhiger im Haus weniger quirlig, aber auch nicht so „showy“ wie sein stehohriger Vetter.

Auch die rassetypischen Krankheiten sind ganz unterschiedlich und selbst in der Bewegung sieht der Fachmann Unterschiede.

Die heute führenden Zwinger lassen sich fast alle auf wenige Hunde, 

Die heute führenden Zwinger lassen sich fast alle auf wenige Hunde, damals waren es noch „drop eared Norwich Terriers“ zurückverfolgen. Da war Miss Macfie mit ihren Colonsay Norfolks, der wir es verdanken, dass die Rasse im zweiten Weltkrieg nicht ausstarb. Auf Colonsay geht jeder heutige Norfolk Terrier zurück.